Hämorrhoiden sind für viele ein peinliches Tabuthema. Dabei ist laut Schätzungen fast jeder Dritte über 30 Jahren und sogar jeder Zweite über 50 Jahren von Hämorrhoidalleiden betroffen. Im Folgenden erfahren Sie, welche Ursachen der Erkrankung zugrunde liegen können, bei welchen Symptomen und Beschwerden Sie zum Arzt gehen sollten, wie die Diagnose abläuft und wie das Leiden behandelt wird.
Was sind Hämorrhoiden?
Hämorrhoiden, oder auch Hämorriden, sind die ringförmigen Blutgefäßpolster am After und dienen dazu, den Darm gut abzudichten. "Jeder Mensch hat diese Polster. Sie dichten den Enddarm nach außen ab und verhindern, dass Stuhlreste austreten", erklärt Prof. Alexander Herold vom End- und Dickdarm-Zentrum in Mannheim.
Zu Hämorrhoidenleiden (im Volksmund jedoch zumeist einfach der Begriff "Hämorrhoiden" genutzt) kommt es, wenn die ringförmigen Blutgefäßpolster am After krankhaft vergrößert sind. "Wenn auf die Blutgefäße längere Zeit Druck ausgeübt wird, kann das Blut nicht mehr abfließen, die Adern erweitern sich, und ihr zartes Bindegewebe leiert aus." In der Folge dringt Flüssigkeit aus dem unteren Mastdarm nach außen, so dass die Haut[1] am After juckt, brennt und blutet.
Hämorrhoiden hat jeder Mensch. Probleme bereiten sie nur, wenn sie aus dem After heraustreten. (Quelle: dpa-infografik)
[2]
Symptome: Diese Anzeichen deuten auf Hämorrhoiden hin
Der Beginn einer Hämorrhoiden-Erkrankung ist oftmals symptomfrei und bereitet selten schwere Schmerzen[3], da „Hämorrhoiden von einer Darmschleimhaut überzogen sind, die keine Schmerznerven hat", sagt Bernhard Lenhard von der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG).
Oft wird die Erkrankung erst entdeckt, wenn folgende Symptome zusätzlich eintreten:
- Spuren von hellrotem Blut beim Stuhlgang oder auf dem Toilettenpapier
- Brennende Schmerzen
- Juckreiz am After
- Nässe im Analbereich
- Gefühl der unvollständigen Darmentleerung
- Druckgefühl
- Fremdkörpergefühl im Analbereich
- Nachschmieren von Stuhl
Schmerzfreie Untersuchung und Diagnose: Keine Angst vor dem Arztbesuch
Besonders bei Blut im Stuhl sollten Sie einen Proktologen (Facharzt für Enddarmerkrankungen) aufsuchen. "Allein schon deshalb, um rechtzeitig andere ernsthafte Erkrankungen auszuschließen", erklärt Lenhard. "Darmkrebs[4] zum Beispiel verursacht ganz ähnliche Beschwerden."
Zunächst tastet der Arzt den Enddarm vorsichtig mit einem Finger aus. "So kann man knotige Veränderungen oder Einengungen fühlen sowie Druck und Spannung des Schließmuskels überprüfen", sagt Bernhard Strittmatter, Vorstandsvorsitzender des Berufsverbandes der Coloproktologen Deutschlands (Spezialisten für Dick- und Enddarmleiden). "Das weiche Gewebe der Hämorrhoiden kann man meist aber nicht tasten."
Deshalb wird im Anschluss ein Proktoskop in den Analkanal eingeführt. Das ist ein dünnes Metallrohr mit einer Beleuchtung an der Spitze, mit dem der Arzt das Innere des Enddarms genau betrachten kann. "Bei Blutungen[5], die sich nicht durch den Befund im Enddarm erklären lassen, sollte vorsichtshalber auch der dahinterliegende Mastdarm und gegebenenfalls der gesamte Dickdarm untersucht werden.
Hämorrhoiden-Stadien: Vier Schweregrade
Warten macht alles nur schlimmer – denn bleiben Hämorrhoiden unbehandelt, werden sie im Laufe der Zeit größer. Mediziner unterscheiden vier Stadien der Erkrankung:
Stadium | Beschreibung |
---|---|
|
Zu Beginn sind die vergrößerten Gefäßpolster von außen nicht sichtbar und zeigen nur wenige Symptome, etwa Blutungen oder Hautreizungen. |
|
Im zweiten Stadium treten sie beim Stuhlgang aus dem After heraus, ziehen sich danach aber wieder von selbst zurück. |
|
Im dritten Stadium können die Hämorrhoiden auch bei schwerer körperlicher Arbeit und längerem Laufen aus dem After herausrutschen. Sie ziehen sich dann nicht mehr von alleine zurück, so dass Betroffene sie mit der Hand zurückschieben müssen. |
|
Im vierten Stadium ist das Zurückschieben nicht mehr möglich. |
In frühen Stadien ist eine Verödung möglich
Als mögliche Behandlung bei Hämorrhoiden kommt im ersten Stadium die sogenannte Verödung zum Einsatz. "Dabei werden in die leicht vergrößerten Gefäßpolster geringe Mengen einer alkoholischen Lösung eingespritzt", sagt Strittmatter. "In der Folge schrumpfen die Hämorrhoiden und der Enddarm erlangt wieder den Feinverschluss." Oft sind drei bis vier Sitzungen im Abstand von mehreren Wochen nötig. Begleitend kann eine Behandlung mit Cremes und Analtampons hilfreich sein. "Diese lindern aber nur die Symptome. An der Größe der Hämorrhoiden ändern sie nichts."
Bei fortgeschrittener Erkrankung helfen ein Gummiband oder eine OP
Haben die Hämorrhoiden bereits das zweite Stadium erreicht, wird die sogenannte Gummibandligatur angewendet. "Der Arzt stülpt einen winzigen Gummiring über die Hämorrhoiden. Das überschüssige Gewebe bekommt dann kein Blut mehr und fällt innerhalb der nächsten zwei Wochen mit dem Stuhl ab", erklärt Strittmatter. Dabei kann es aber zu einer Blutung kommen. "Deshalb sollte das Verfahren nicht bei Patienten eingesetzt werden, die gerinnungshemmende Medikamente[6] wie Aspirin einnehmen." Auch längere Reisen, bei denen eine ärztliche Blutstillung nicht möglich ist, sollten in den ersten Wochen nach dem Eingriff unterbleiben.
Bei Hämorrhoiden dritten und vierten Grades ist die Wiederherstellung des ursprünglichen Gefäßpolsters oft nur noch mit einer Operation möglich.
Ursachen: Die Gründe für die Entstehung von Hämorrhoiden sind vielfältig
- Heftiges Pressen beim Stuhlgang ist einer der häufigsten Gründe für Hämorrhoidalleiden. "Man sollte nur dann auf Toilette gehen, wenn man auch wirklich muss", so der Experte.
- Langes Verweilen auf dem Klo belastet den Beckenboden. Ausgiebiges Zeitunglesen auf der Toilette sollten Sie deshalb vermeiden.
- Verstopfungen – häufig die Folge einer ballaststoffarmen Ernährung[7].
- Genetisch bedingte Bindegewebsschwäche.
- Schwangerschaft[8]
Behandlung und Hausmittel: So lindern Sie die Beschwerden
Was können Sie bei Hämorrhoiden tun?[9] Zur Linderung der Beschwerden empfehlen Therapeuten u.a.:
- Warme Sitzbäder
- Cremes, Salben oder Zäpfchen
- Feuchte Umschläge z.B. mit Kamille oder Quark
- Ballaststoffreiche Ernährung, sowie Obst und Gemüse
- Richtiges Toilettenverhalten: Pressen und lange Sitzungen vermeiden
- Richtige Reinigung nach dem Stuhlgang: mit lauwarmen Wasser oder feuchtes Toilettenpapier ohne Chemikaline
- Hämorrhoiden-Kissen
Professor Stefan Hillejan, Phlebologe und Proktologe der Praxisklinik für Venen- und Enddarmerkrankungen in Hannover rät jedoch eindringlich: Suchen Sie besser schon bei den ersten Anzeichen einen Arzt auf. Er warnt: "All diese Hausmittel[10] eignen sich sehr gut zur Behandlung der Symptome, sie beseitigen aber häufig nicht die eigentliche Ursache.
Hämorrhoiden vorbeugen: Gesunde Ernährung und viel Bewegung
Da Hämorrhoidenleiden nicht immer von äußeren Faktoren, sondern auch oft durch genetisch bedingte Faktoren wie Bindegewebsschwäche ausgelöst wird, ist eine 100 prozentige Vorbeugung leider nicht möglich.
Folgende Maßnahmen helfen jedoch, die Wahrscheinlichkeit von Hämorrhoiden zu senken:
- Ballaststoffreiches Essen, z.B. Müsli, Vollkornnudeln oder Naturreis
- Frisches Obst und Gemüse
- Ausreichende Flüssigkeitszufuhr[11], mindestens zwei Liter am Tag
- Regelmäßige Bewegung und Sport
- Vermeiden von Übergewicht
- Nur nötigen Stuhlgang
Quelle:
www.t-online.deFußnoten:
- ^ Haut (www.t-online.de)
- ^ Hämorrhoiden hat jeder Mensch. Probleme bereiten sie nur, wenn sie aus dem After heraustreten. (Quelle: dpa-infografik) (www.t-online.de)
- ^ Schmerzen (www.t-online.de)
- ^ Darmkrebs (www.t-online.de)
- ^ Blutungen (www.t-online.de)
- ^ Medikamente (www.t-online.de)
- ^ Ernährung (www.t-online.de)
- ^ Schwangerschaft (www.t-online.de)
- ^ Was können Sie bei Hämorrhoiden tun? (www.t-online.de)
- ^ Hausmittel (www.t-online.de)
- ^ Ausreichende Flüssigkeitszufuhr (www.t-online.de)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen