Montag, 18. September 2017

Genaue Beschreibung der Beschwerden erleichtert bei Bauchschmerzen die Diagnose

Von Prof. Dr. Carl Schimanski

DARMSTADT - Der Bauch schmerzt, es sticht, drückt, krampft, brennt oder pulsiert. In vielen Fällen werden die Beschwerden nicht spontan besser und der Betroffene bleibt ratlos.

Eine Übersäuerung des Magens

Jeder Zweite stellt sich im Laufe seines Lebens mit Bauchschmerzen bei seinem Hausarzt vor. Bauchschmerzen gehören somit zu den häufigsten Symptomen in der Praxis und im Krankenhaus. Sie stellen fünf bis zehn Prozent aller Notaufnahmen in den Krankenhäusern dar. Doch trotz ausführlicher Diagnostik bleibt die Ursache in einem Drittel der Fälle unklar.

Die häufigsten Ursachen sind funktioneller Natur, wie eine Verstopfung des Darmes oder Übersäuerung des Magens. Dringend behandlungsbedürftig sind Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse und Gallenblase, des Magens und Darmes (Entzündung, Geschwüre, Tumore), der Harnwege sowie der Gallenwege (zum Beispiel Steinleiden).

Insbesondere bei älteren Patienten über 75 Jahren oder bei Patienten mit einem eingeschränkten Immunsystem, zum Beispiel unter Chemotherapie, ist absolute Vorsicht geboten. Bei ihnen spiegeln die Symptomatik und das Labor nicht unbedingt das Ausmaß der Schwere der zugrunde liegenden Erkrankung wider. So fehlen bei über 75-jährigen Patienten mit einer akuten Gallenblasenentzündung in 80 Prozent die typischen Oberbauchschmerzen und bei jedem Zweiten Fieber und Leukozyten-Erhöhung im Blutbild.

Bauchschmerzen unterscheiden sich nicht nur bezüglich ihrer Stärke, sondern auch in ihrem Charakter. Sie können einerseits umschrieben auftreten, dann häufig mit einem scharfen bis brennenden Charakter und einer Verschlechterung unter Bewegungen, Husten oder Niesen (Reizung des Bauchfells). Sie können aber auch schlecht lokalisierbar auftreten, dann häufig krampfartig oder dumpf, verbunden mit einer Besserung bei Bewegung (Hohlorganschäden). Das genaue Gespräch zwischen Arzt und Patient ist daher bei Bauchschmerzen von besonderer Wichtigkeit. Der Charakter der Schmerzen kann dem Arzt wertvolle Hinweise auf dessen Ursprung geben.

Wichtige Leitsymptome für Erkrankungen des Verdauungstraktes sind bei Gallenblasenentzündung Spontan- oder Druck-Schmerz im rechten Oberbauch unter dem Rippenbogen, Schulterschmerz rechts, Übelkeit, Erbrechen, Fieber, bei Infektion Schüttelfrost; bei Divertikulitis Schmerzen im linken Unterbauch, zum Teil Blutabgang mit Stuhlgang, Verstopfung, Fieber, Schüttelfrost.

Schmerzen müssen nicht unbedingt an der Stelle der Schädigung auftreten, sondern können sich auch auf der Haut abbilden. Dies bedeutet, dass ein Patient mit einem Stein in den Harnwegen einen Schmerz in der Leiste verspüren kann.

Neben der ausführlichen ärztlichen Anamnese und der notwendigen körperlichen Untersuchung spielen das Labor und der Ultraschall eine wichtige Rolle in der Diagnostik. Insbesondere der Ultraschall kann Entzündungen der Gallenblase, einen Stau der Gallenwege, eine Nierenstauung, aber auch eine Entzündung des Darmes oder der Bauchspeicheldrüse sehr gut darstellen. Ergänzt wird er zunehmend durch den inneren Ultraschall, bei dem einem schlafenden Patienten wie bei einer Magenspiegelung eine Ultraschallsonde in den Magen eingeführt wird. Hierdurch ist eine feine Diagnostik der Gallenblase, der Gallenwege und der Bauchspeicheldrüse möglich. Eine Magenspiegelung ist bei Geschwüren des Magens und Zwölffingerdarmes notwendig.

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